Faszinierende Schönheit mit speziellen Anforderungen. Wohl keine andere Rasse hat mehr Potential ein Modehund zu werden: Schon der Anblick eines Weimaraners mit seinem silbrig-glänzendem Fell, den geschmeidigen Bewegungen, der stolzen Haltung und dem edlen, distanzierten Gesichtsausdruck bringt so manches Herz zum schmelzen. Da verwundert es eigentlich niemanden, dass immer mehr Menschen sich eines dieser anmutigen Tiere an ihrer Seite wünschen. Dabei eignet sich der wunderschöne Weimaraner leider nur sehr bedingt als Familienhund.
Kurze Rassegeschichte
Der Weimaraner wurde erstmals als eigene Rasse gezüchtet, als der Großherzog von Weimar, Karl August, hingerissen von ihrem kompromisslosen Trieb bei der Jagd begann, die Vorstehhunde gezielt zu züchten. 1890 wurden Sie dann letztlich als Rasse anerkannt und wurden von da an lange Zeit fast ausschließlich jagdlich geführt.
Heutzutage, in Zeiten, in denen Hunde kaum noch als Nutztiere, sondern vielmehr als Familienmitglieder betrachtet werden, findet auch der Weimaraner immer seltener einen Platz in der Jagdhütte, sondern wird zunehmend auch als Familienhund favorisiert. Genau das allerdings gestaltet sich schwierig: Denn nach jahrhundertelanger Auswahlzucht nach jagdlichen Kriterien ist der Weimaraner zwar ein optimaler Jagdgefährte, aber im normalen Leben als Familienhund oftmals heillos unterfordert.
Erscheinungsbild des Weimaraners
Das Erscheinungsbild des Weimaraners beeindruckt: Sein silberfarbenes Fell ist so edel, dass es wundervoll mit seiner anmutigen und kraftvollen Gestalt harmoniert. Mit 60-70cm Schulterhöhe und je nach Größe 25-40 kg Gewicht gehört er zu den größeren Jagdhundrassen und zeigt die typisch elegante Haltung der klassischen Vorstehhunde.
Neben der gängigen Variante, die ein kurzes, kräftiges Fell ohne nennenswerte Unterwolle aufweist, kam es durch vereinzelte Einkreuzung von Hütehunden auch zu einem langhaarigen Typ, der allerdings sehr selten ist. Der einzige Unterschied, den der Langhaar Weimaraner zum kurzhaarigen Typ zeigt, ist sein mittellanges, seidig weiches Fell.
Charaktereigenschaften des Weimaraners
Durch die Zucht als Gebrauchshund zu jagdlichen Zwecken ist der Weimaraner vor allem eines: Arbeitswillig. Er hat einen sehr stark ausgebildeten Jagdtrieb, der in der Haltung als Familienhund durchaus zum Problem werden kann, da er bei mangelnder Beschäftigung dazu neigt, sich auch aggressiv andere Wege zu suchen, seinen Trieb abzubauen. Gleichzeitig macht ihn genau dieser starke Jagdtrieb aber auch zu so einem vielseitigen Jagdgebrauchshund. Von seinem Temperament her ist der Weimaraner eher ein ruhiger Genosse, dessen Persönlichkeit verhältnismäßig spät fertig entwickelt ist. Viele seiner Wesenszüge zeigen sich erst nach 2-3 Jahren.
Dabei ist der Weimaraner eine sehr intelligente Rasse, die geistige Beschäftigung sucht und gestellten Aufgaben gerne nachkommt. Zusammen mit seiner anhänglichen Art macht ihn das zu einem leichtführigen Hund, der sich mit etwas Sachkenntnis gut und willig ausbilden lässt. Dennoch braucht er eine konsequente Erziehung und eine verlässliche Führung, sonst nutzt er seine Intelligenz unter Umständen dazu, die Führung seines „Rudels“ zu übernehmen.
Die starke Bindung des Weimaraners an „seine“ Menschen hat aber auch einen Nachteil, denn er entwickelt einen starken Schutztrieb gegenüber seines Menschenrudels. Hier kommt die angezüchtete Mannschärfe zum tragen: Während andere Hunde oft nur Bellen oder in Arme und Beine kneifen, greift ein Weimaraner oft direkt an und schreckt auch nicht davor zurück, seinem „Gegner“ an die Kehle zu gehen. Grund hierfür ist, dass der Weimaraner nicht nur für die Jagd verwendet wurde, sondern auch zur Abwehr von Wilderern. Entsprechend hoch ist die Bereitschaft des silbernen Jagdhundes, auch Menschen kompromisslos anzugreifen, wenn er der Meinung ist, dass eine Notwendigkeit dazu besteht. Bis vor wenigen Jahren mussten Weimaraner, die zur Zucht zugelassen wurden, sogar noch ihre Mannschärfe in einem Test nachweisen.
Bezaubernd schön aber alles andere als unkompliziert
Wie bei so manchem Fall verbirgt sich beim Weimaraner hinter einer bezaubernd schönen Optik ein komplizierter Charakter, der Sachverstand und absolut Konsequenz braucht. Wer denkt, sich einen dieser silberfarbenen Hunde als schmückendes Beiwerk zuzulegen, der wird schnell überfordert sein, denn ähnlich wie der Border Collie braucht auch der Weimaraner neben körperlicher Betätigung intensive Kopfarbeit. Kann der Hund (wie so oft) nicht jagdlich geführt werden, bieten sich Mantrailing oder Fährtenarbeit an, um den Bedürfnissen dieser Rasse gerecht zu werden – dies erfordert allerdings Zeit und Engagement.
Durch die hohe Nachfrage nach Weimaranern als Familienhunden steigt mittlerweile die Anzahl an Züchtern, die ihre (nach eigenen Angaben) nicht jagdlichen Zuchtlinien anpreisen. Das klingt für manchen verführerisch – ein schöner Hund mit hoher Intelligenz und keinem Jagdtrieb! Ganz so einfach ist es aber leider nicht: Denn auch wenn die Rasse mittlerweile zunehmend als Show- und Familienhund gezüchtet wird, lässt sich jahrhundertelange Zucht als Jagdgebrauchshund nicht so schnell rückgängig machen. Während sich äußerliche Merkmale durch gezielte Verpaarung schnell verändern lassen, bleiben Charaktereigenschaften oft erstaunlich lange konstant. Und gerade Merkmale wie die Mannschärfe oder der starke Jagdtrieb werden bei schwacher Führung schnell zum gefährlichen Problem.
Aber natürlich muss auch gesagt werden, dass es durchaus Weimaraner gibt, bei denen Schutztrieb und Jagdfreude weniger stark ausgeprägt sind. Dass die Elterntiere kein jagdliches Interesse gezeigt haben, heißt aber noch lange nicht, dass ihr Nachwuchs keinen starken Trieb haben kann. Und zwei jagdlich geführte Elterntiere sind noch kein Beweis für Jagdtauglichkeit. Als unerfahrene Person kann man diese Anlagen allerdings oft nur sehr schwer erkennen – besonders bei jungen Hunden, deren Charakter noch nicht ausgeprägt ist. Deshalb bietet sich der Weimaraner bei allen Vorzügen doch keineswegs als einfacher Familienhund für jedermann an.
Bild © DragoNika / fotolia.de
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