MopsGerade wenn es draußen kalt ist, sieht man sie immer öfter: Hunde in Mäntelchen. Verschiedene Schnitte und Verwendungszwecke, vom funktionalen Regenmantel bis hin zum kompletten Hunde-Outfit mit passenden Accessoires hält der Markt fast alles bereit, um Hunde jeder Größe anzukleiden. „Das ist Tierquälerei!“, schimpfen die einen. „Aber das sieht doch niedlich aus!“, argumentieren die anderen. Die Diskussionen über Hundekleidung sind kontrovers und werden oft sehr leidenschaftlich und emotional geführt. Und wie immer liegt die Wahrheit wohl irgendwo zwischen den Extremen.

Sinnvolle Hundekleidung

Das Hundekleidung unnatürlich ist, steht wohl dabei nicht zur Debatte. Schließlich haben Hunde von Natur aus ein Fell, das sie vor äußeren Einflüssen schützt: Kälte, Nässe oder UV-Strahlung werden durch die natürliche, haarige Barriere vom Hundekörper ferngehalten – Kleidung unnötig, könnte man meinen. Aber wie so oft, ist es auch hier nicht ganz so einfach, eine Grenze zu ziehen. Durch die hohe Rassendivergenz, die unsere globale Zeit mit sich bringt, sind nicht alle Hunde mit ihrem Fell bestens an die Gegebenheiten ihrer Umgebung angepasst. Während ein Husky oder Schäferhund sicherlich keine Schwierigkeiten mit dem westeuropäischen Winter hat, kann das für einen kurzhaarigen, kleinen (also schnell auskühlenden) Chihuahua, der an mexikanische Verhältnisse angepasst ist, schon wieder ganz anders aussehen.

Betroffen sind davon vor allem Kleinsthunde, die schon durch die geringe Wärmespeicherkapazität ihres Körpers besonders kälteempfindlich sind. Aber auch einige spezialisierte Rassen, wie beispielsweise die feingliedrigen und dünnfelligen Windhundrassen, wie der Whippet, das italienische Windspiel oder der Galgo, sind mitunter dankbar, wenn sie ein Mäntelchen bekommen, das sie im kalten Winter Mitteleuropas schützt. Das liegt allerdings nicht an einer generellen Empfindlichkeit, sondern vor allem an dem hohen Grad ihrer Spezialisierung: Um höchste Geschwindigkeiten erreichen zu können, wurden diese Rassen so gezüchtet, dass sie kaum unnötiges Fett, Fell oder Gewebe als Ballast an sich haben – damit fallen die natürlichen Schutzschichten gegen die Kälte allerdings auch weg und müssen in unseren Breitengraden an eisigen Wintertagen durch Hundekleidung ausgeglichen werden.

Nackthunde wie der Chinese Crested (chinesischer Schopfhund) oder der Xoloitzcuintle (mexikanischer Nackthund) sind hier sicherlich eine Sonderform: Ihrem haarlosen Körper fehlt der Schutz durch Fell, weshalb Sie im Winter einen Kälteschutz und im Sommer (je nach Hautfarbe und entsprechender Empfindlichkeit) einen Schutz gegen die UV-Strahlung benötigen. Außerdem gibt es auch medizinische Gründe für Hundekleidung: Nach einer Operation oder durch Fellprobleme kann das Fell als natürliche Schutzbarriere des Hundekörpers beschädigt sein oder sogar ganz fehlen, so dass es zusätzlichen Schutz durch Hundekleidung braucht. De Facto gibt es also durchaus Gründe, die das Tragen von Hundekleidung rechtfertigen und in denen Hundekleidung im Sinne des Hundes ist.

Hundekleidung als Accessoire

Leider gibt es nicht bei jedem Hund, der Hundekleidung trägt auch eine Notwendigkeit dazu: Dem Trend folgend gibt es immer mehr Hundehalter, die ihren Hund mit ganzen „Outfits“ ausstatten. Ein Pullover, Schühchen, das passende Halsband, vielleicht noch eine Spange für den Kopf – der einzige Nutzen hier scheint, den Hund niedlich aussehen zu lassen.

Was für Menschenaugen allerdings „niedlich“ ist, ist für Hunde oft alles andere als angenehm: Umso ausgefeilter das Outfit, umso weniger funktional ist es. Die Bewegungsfreiheit des Tieres wird oftmals mehr oder weniger stark eingeschränkt, schon das Anziehen ist oftmals unangenehm für den Hund – das anschließende Tragen erst recht. Muss das Tier seine Kleidung auch im Haus tragen (weil es doch so niedlich aussieht!) droht zudem die Gefahr der Überhitzung. Ganz zu schweigen davon, dass bei langfristigem Tragen von Hundekleidung der normale Fellwechsel langfristig beeinflusst wird.

In diesen Fällen steht das Wohl des Hundes nicht nur nicht im Mittelpunkt, sondern wird zudem mutwillig ignoriert. Der Hund wird selbst zum modischen Accessoires degradiert, statt ihn mit seinen Bedürfnissen als Lebewesen ernst zu nehmen. Deshalb kann das Tragen von Hundekleidung rein aus „stylischen“ Gründen nicht gutgeheißen werden.

Nicht alle über einen Kamm scheren

Betrachtet man die Argumente genauer, so wird schnell klar, dass man nicht jeden, der zu Hundekleidung greift, über einen Kamm scheren kann. Während es einige ernstzunehmende Gründe für Hundekleidung gibt, gibt es auch eine wachsende Anzahl an „Fashion-Victims“, die aus funktionaler Hundebekleidung trendige Hundemode machen, die nicht immer den Bedürfnissen des Hundes entspricht. Es gilt stets gründlich abzuwägen, ob die Hundekleidung nun tatsächlich dem Wohl des Tieres dient, oder ob es eher um modische Aspekte geht.

Und auch in den Fällen, in denen Hundekleidung notwendig wird, gilt es gründlich abzuwägen, zu welchen Stücken man letztlich greift: Funktionalität ist hier gefragt, atmungsaktive Materialien ohne Giftstoffe und vor allem Schnitte, die die Tiere nicht in ihrer Bewegungsfreiheit einengen. Dann kann Hundekleidung durchaus eine sinnvolle Ergänzung zum Wohl des Hundes sein.

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